„Ich will den freien Willen nicht“ von Martin Luther 

Ich bekenne freimütig, dass ich für mich selbst, selbst wenn es möglich wäre, nicht wollen würde, dass mir ein „freier Wille“ gegeben würde, noch dass irgendetwas in meinen eigenen Händen bliebe, um mich zu befähigen, nach dem Heil zu streben; nicht nur, weil ich angesichts so vieler Gefahren und Widrigkeiten und Angriffe des Teufels nicht standhalten könnte; sondern selbst wenn es keine Gefahren gäbe.

Aber jetzt, da Gott meine Errettung aus der Kontrolle meines eigenen Willens herausgenommen und unter die Kontrolle des Seinen gestellt hat und versprochen hat, mich zu erretten, nicht nach meinem Wirken oder Laufen, sondern nach seiner eigenen Gnade und Barmherzigkeit, habe ich die angenehme Gewissheit, dass er treu ist und mich nicht belügen wird, und dass er auch groß und mächtig ist, so dass kein Teufel oder Widerstand ihn brechen oder mich von ihm wegreißen kann. Ferner habe ich die bequeme Gewissheit, dass ich Gott gefalle, nicht wegen des Verdienstes meiner Werke, sondern wegen seiner mir verheißenen barmherzigen Gunst; so dass, wenn ich zu wenig oder schlecht arbeite, er mir das nicht anrechnet, sondern mit väterlichem Erbarmen verzeiht und mich bessert. Das ist der Jubel aller Heiligen in ihrem Gott.

Martin Luther, „Vom unfreien Willen“. Das Buch ist im EBTC Shop erhältlich.

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