Von Thomas Manton
Wenn irgendeine göttliche Anordnung unseren Neigungen, ja unseren Gebeten und Erwartungen zuwiderläuft, so kann doch auch dann der Glaube aus dem Esser Fleisch hervorbringen und viele Anlässe finden, Gott zu loben und zu danken; denn nichts fällt so übel aus, als dass wir nicht die Hand Gottes darin zum Guten wirken sehen könnten.
(1.) Wenn wir auch nicht den Segen haben, den wir suchen und erbitten, so danken wir doch, dass Gott manchmal angefleht worden ist, dass er sich als ein Gott erwiesen hat, der das Gebet erhört, und dass er jetzt nur zögert bis zu einer geeigneteren Zeit, in der er uns geben kann, was wir erbitten: Psalm 43,5: „Hoffe auf Gott, denn ich werde ihn noch preisen, der die Gesundheit meines Angesichts und mein Gott ist.“ Jetzt trauern wir, aber er ist unser Gott, und wir sind nicht ohne Hoffnung auf einen gesegneten Ausgang gelassen. Gott, der gnädig gewesen ist, wird auch wieder gnädig sein. Er ist unser gnädiger Vater, wenn wir unter seinen schärfsten Zurechtweisungen stehen, ein Vater, wenn er schlägt oder die Stirn runzelt; deshalb sind wir nicht ohne Hoffnung, dass er uns wieder Gelegenheiten geben wird, seinen Namen zu verherrlichen.
(2.) Wir preisen Gott, dass er die Gnade, die er uns genommen hat, so lange aufrechterhalten hat. Frühere Erfahrungen dürfen nicht vergessen werden: „Ebenezer, bis jetzt hat der Herr uns geholfen. Wenn er uns auch später bedrängen wird, so hat er uns doch bisher geholfen“, 1 Samuel 7,12. Nimmt er das Leben weg, so ist’s eine Gnade, dass er‘ s so lange verschont hat zu seinem Dienst und seiner Ehre; wenn er die Freiheit wegnimmt, dann ist es Gnade, dass wir eine solche Zeit der Ruhe und Unterbrechung hatten.
(3.) Gott ist doch des Lobes und Dankes würdig, dass er sich immer wieder erbarmt, trotz aller Trübsal, die uns auferlegt ist. Dass wir seinen Geist haben, der uns in unseren Prüfungen unterstützt und uns befähigt, sie zu ertragen: 1 Petrus 4,13.14: „Freut euch, weil ihr der Leiden Christi teilhaftig seid, damit ihr, wenn seine Herrlichkeit offenbart wird, auch mit großer Freude froh werdet. Denn wenn ihr geschmäht werdet um des Namens Christi willen, so seid ihr glücklich; denn der Geist der Herrlichkeit und Gottes ruht auf euch.“ Und dass wir einen Frieden des Gewissens haben: Röm. 5,1: „Darum, da wir durch den Glauben gerechtfertigt sind, haben wir Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus.“ Dass die Hoffnung auf das ewige Leben durch unsere Bedrängnisse nicht geschmälert, sondern vermehrt wird: Röm. 5:4, 5, „Wir rühmen uns der Trübsal, da wir wissen, dass die Trübsal Geduld bewirkt, die Geduld aber Erfahrung, die Erfahrung aber Hoffnung, und die Hoffnung macht nicht zuschanden; denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist.“ Gott ist auch des Lobes und Dankes würdig, dass viele unserer natürlichen Tröstungen noch übrig sind, und Gott uns auf die ihm am besten bekannten Wege versorgen wird.
(4.) Dass Übel und Trübsal, die um des Evangeliums oder der Gerechtigkeit und des Namens Christi willen über uns hereinbrechen, zu unseren Vorrechten gerechnet werden und eher Lob als Klage verdienen: Philipper 1,29: „Euch ist es um Christi willen gegeben, nicht nur an ihn zu glauben, sondern auch um seinetwillen zu leiden.“ Wenn es eine Gabe ist, ist es eine Sache des Lobes.
(5.) Selbst die schlimmsten Übel sind weniger, als wir verdient haben: Esra 9,13: „Und nach allem, was über uns gekommen ist um unserer bösen Taten willen und um unserer großen Schuld willen, da hast du, unser Gott, uns weniger gestraft, als unsere Missetaten verdient haben.“ Babylon ist nicht die Hölle, und das sollte man anerkennen.
(6.) Dass uns kein Übel widerfahren ist, sondern nur solches, das Gott zum Guten wenden kann: Röm. 8,28: „Alle Dinge werden denen, die Gott lieben, zum Guten dienen.“ Alle Dinge, die einem Christen widerfahren, sind entweder gut oder werden sich zum Guten wenden; entweder zum natürlichen Guten: 1. Mose 50,20: „Ihr habt Böses gedacht, aber Gott hat es zum Guten gewollt“; oder zum geistlichen Guten: Psalm 119,75: „Ich weiß, Herr, dass deine Gerichte recht sind und dass du mich in Treue betrübst“; oder zum ewigen Guten: 2. Korinther 4,17: „Denn unsere leichte Trübsal, die nur einen Augenblick währt, wirkt in uns ein weit größeres und ewiges Gewicht der Herrlichkeit.“
Aus „Exposition of Psalm 119„ von Thomas Manton